Auf dem Berliner Höhenweg in den Zillertaler Alpen

erstellt am 17. September 2009 in Kategorie: Gebirgswanderungen, Mehrtages-Wanderung, Wandern

Zillertal 2009-2 (2)Gut vorbereitet und mit großen Erwartungen fuhren acht Bergfreunde des Albvereins vom 13. – 15. Sept. 2009 ins Zillertal. Sie hatten die Absicht, sechs Tage auf dem „Berliner Höhenweg“ in den Zillertaler Alpen zu wandern. Von Ginzling, einem kleinen Dorf bei Mayrhofen, wurde in gut drei Stunden zur 1921 Meter hoch gelegenen Gamshütte aufgestiegen. Dort wurde bei Temperaturen von knapp über null Grad die Nacht verbracht. Am Montagmorgen wurde die Wanderung schon sehr früh fortgesetzt, denn für die Etappe bis zum Friesenberghaus war eine reine Gehzeit von neun Stunden angegeben. Durch Regen und den später einsetzenden Schneefall – und das während des ganzen Tages – wurde diese Wanderung auf den nicht immer einfachen Wegen zu einer ganz besonderen Herausforderung. Mit großer Erleichterung und nach Aufstiegen über 1100  Höhenmeter erreichte die Gruppe am Abend das Friesenberghaus in 2498 Meter Höhe. Bei dieser von der Sektion Berlin unterhaltenen Alpenvereinshütte lagen schon 30 cm Schnee! An eine Fortsetzung der Tour, die in eine Höhe von über 3000 Metern geführt hätte, war somit nicht zu denken. Und deshalb wurde am Dienstagmorgen zum Schlegeis-Stausee abgestiegen und mit dem Bus nach Ginzling zurückgefahren.[spoiler title=“mehr lesen…“ open=“0″ style=“1″]

Ein Tourenbericht

 

Die von Thorsten Kilb geplante achttägige Tour auf dem „Berliner Höhenweg“ sollte ursprünglich vom 12. – 19. September stattfinden. Aufgrund der aktuellen „Umstände“ hat Gerhard Müller die Führung der auf sechs Tage reduzierten Tour übernommen und der Termin wurde auf 13. – 18. September festgelegt. Von Gerhard wurde vorab an alle Teilnehmer die kleine Broschüre des Alpenvereins „Zillertaler Runde – Berliner Höhenweg“ verteilt. Diese enthält ausführliche Beschreibungen über den Verlauf des Weges und viele weitere Informationen.

 Mit acht Teilnehmern/innen waren wir eine überschaubare aber sehr homogene Gruppe. Petra Schröter hatte dieses Jahr bereits mit dem Albverein im Karwendel Bergluft geschnuppert und startete hochmotiviert zur „Zillertaler Runde“. Rolf Speidel, schon bei vielen Gebirgswanderungen mit dabei, ließ sich nun erstmals auch für eine Höhenwegswanderung begeistern. Robert Gompper, schon 2007 und 2008 mit dabei, und durch die Ortler-Besteigung im Juni d.J. zusätzlich motiviert, hatte sich seit langem den September-Termin fest vorgemerkt. Mit großer Bergerfahrung aus verschiedenen Bergtouren, u.a. vom E 5 im Jahre 2006 und vom Stubaier Höhenweg 2008 ging Silvia Armborst mit auf die Tour. Rainer Schmid und ich selbst hatten ja die längeren Touren in den letzten drei Jahren jeweils mitgemacht – jeder eben so, wie er konnte. Und dann sind natürlich noch unsere beiden Organisatoren und Wanderführer Silvia und Gerhard Müller zu nennen. Über ihre reichen und jahrzehntelangen Erfahrungen in den Bergen könnte man ja vieles schreiben. Dies ist hier aber wirklich nicht nötig, denn beim Engstlatter Albverein ist dies ja hinreichend bekannt.

Sonntag, 13. September

Pünktlich um 6.00 Uhr fuhren wir in Engstlatt los. Es war kaum Verkehr und unsere Fahrer Rainer und Robert erreichten mit uns nach zwei Stunden bereits den Grenzübergang in Lindau / Bregenz. Nach einer kurzen Pause, in der Rainer sich das „Pickerl“ besorgte, gings weiter. An der A 12 Autobahn zwischen Imst und Landeck wurde beim „Trofana Tyrol“ – dies ist weit mehr als eine Autobahnraststätte – eine ausgedehnte Frühstückspause eingelegt. Kaffee, Kuchen, Nusszopf, Sekt und Saft – alles stand bereit und wir machten auch regen Gebrauch von diesem guten Angebot. Leider setzte nun aber auch bereits der Regen ein – und dieser sollte mit kurzen Unterbrechungen den ganzen Tag anhalten. Je weiter wir fuhren, umso dichter wurden die Wolken, so dass bei der Fahrt durchs Zillertal nur wenige Berggipfel zu sehen waren. Um die Mittagszeit erreichten wir den Ort Ginzling im hintersten Zillertal –  unser Ziel und den Ausgangspunkt unserer Wanderung. Zwischenzeitlich hatte es sich so richtig eingeregnet und somit war klar, dass für den Start der Wanderung die komplette Regenkleidung angelegt werden musste. Wir waren froh, dass dies unter den Garten-Pavillons eines beim Parkplatz gelegenen Gasthofs einigermaßen in Trockenheit erfolgen konnte.

Die Wanderzeit von hier aus zur Gamshütte war mit 3 ½ Stunden angegeben. Als der Regen etwas nachließ, machten wir uns gegen 13 Uhr auf den Weg. Die erste halbe Stunde ging es entlang des Zemmbaches bis zum Gasthof Gamsgrube. Dabei erschwerten u.a. die Reste einer großen Lawine ein schnelleres Vorwärtskommen. Doch der weitere Weg bis zur 1921 Meter hoch gelegenen Gamshütte verlief eigentlich unspektakulär. Ohne längere Pause wurde durchmarschiert und dabei gut 1000 Höhenmeter aufgestiegen. Die Aussicht auf die umliegenden Berge war wirklich spärlich. Die Gamshütte, bereits 1928 erbaut, verfügt lediglich über 38 Schlafplätze, wovon 15 Matratzenlager in einem eigens angefertigten Holzbau, 20 Meter von der Hütte entfernt, angelegt sind. Hier wurden wir untergebracht und es wurde uns gleich klar, dass die Nacht zu einer ziemlich frischen Angelegenheit werden würde. Sehr zufrieden waren wir mit dem servierten Abendessen: Nudelsuppe, Schweinebraten mit Knödel und Sauerkraut und zum Nachtisch einen Apfelstrudel. Der Hüttenabend war kurz, da wir alle ziemlich müde sehr früh unsere Matratzen testeten.
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Im Hüttenprospekt ist u.a. zu lesen: …. Die Hütte ist der Ausgangspunkt vom Berliner Höhenweg……Das Zillertal und sein Hauptkamm wird Sie mit seiner unbeschreiblichen Schönheit im wahrsten Sinne bezaubern. Von der Terrasse aus können sie den herrlichen Ausblick genießen. Ungehindert ist der Blick in den Floitenkees, Dristner, und Großer Löffler, zur Ahornspitze, zum Rastkogel und Penken sowie ins Tal nach Ginzling und ins hintere Zillerrtal …Doch von allem dem haben wir nichts gesehen – weder am Abend noch am anderen Morgen. Wer  noch mehr über die Hütte wissen will: www.gamshuette.at

Gehzeit:    3 ½  Stunden

Aufstieg:   1050 m

Abstieg:     50 m

 

Montag, 14. September

Aufgrund der Ausschreibung war uns ja bekannt, dass uns ein langer Wandertag bevorstehen würde – im Schild bei der Gamshütte und vom Hüttenwirt wurde uns die Gehzeit bis zum Friesenberghaus mit 9 Stunden angegeben. Deshalb saßen wir auch um 7 Uhr bereits am Frühstückstisch – und vor 8 Uhr machten wir uns auf, leider war wieder die volle Regenmontur notwendig. Nieselregen, leichter und später stärkerer Schneefall sollten uns 10 Stunden lang begleiten. Auf die Wanderstrecke muss hier nicht näher eingegangen werden. Sie ist ja im Detail in der Broschüre beschrieben. Dort ist ja auch nachzulesen, was wir alles gesehen hätten, wenn wir nur auch gelegentlich etwas Sicht gehabt hätten. Aber es sollte an diesem Tag einfach nicht sein. Über die Feldalm gingen wir weiter bis zur Pitzenalm (1871 m). Hier machten wir eine kurze Teepause und stärkten uns mit einer Suppe für den weiteren und immer anstrengender werdenden Weg. Das Teilstück bis zum Wesendlekarsee stellte an uns besondere Herausforderungen – zugeschneite Wegmarkierungen, rutschige Wege, glatte Felsplatten, wegen Nebel nur wenig Sicht, nachlassende Kondition und Konzentration und, und, und … Auch die Konversation innerhalb der Gruppe wurde auf diesem Wegabschnitt immer spärlicher – jeder hatte nur noch das Ziel, auf der Hütte anzukommen. Geschafft – aber noch mehr erleichtert – haben wir dann kurz nach 18 Uhr das Friesenberghaus erreicht. Hier lagen bereits 30 cm Schnee. Wir waren alle wirklich froh, als wir gesund an unserem Tagesziel waren.  Eine ständige Beschäftigung an diesem Abend war es, die trotz Regenschutz vielfach nassen Klamotten an einen geeigneten Platz zum trocknen zu bringen. Wichtig war es aber auch, den Hunger zu stillen und den Flüssigkeitshaushalt wieder in Ordnung zu bringen, denn außer der kurzen Rast bei der Pitzenalm wurden an diesem langen Wandertag kaum Pausen eingelegt. Es gab eine Gemüsesuppe, wieder einen Schweinebraten – diesmal mit Kartoffeln und Salatteller und als Dessert eine ordentliche Portion Apfelstrudel. Nach dem Essen waren die sanitären Einrichtungen der Hütte gefragt – die warme Dusche wurde genossen! Angaben zum Friesenberghaus (2498 m), einer Alpenvereinshütte der Sektion Berlin, sind ja auch in der Broschüre enthalten. Wer noch mehr wissen will:   www.friesenberghaus.at  Beim gemütlichen Abend in der Hütte ist aber auch klar geworden, dass es keinen Sinn macht, die Tour bei diesen Wetter- und Wegverhältnissen fortzusetzen. Auch wenn schnell eine Wetterbesserung eintreten würde, die Wegstrecken bis zur Berliner und dann weiter zur Greizer Hütte wären in den nächsten Tagen nicht begehbar geworden.

 Gehzeit:    9 Stunden

Aufstieg:    1100 m

Abstieg:        700 m

 

Dienstag, 15. September

Welch neues Gefühl – bereits am frühen Morgen blauer Himmel, Sonnenschein und viele schneebedeckte Berge. Für das Frühstück konnten wir uns heute sehr viel Zeit nehmen. Jetzt kamen auch wieder die Fotoapparate in Einsatz! Die weißen Gipfel als Hintergrund – aber auch das obligatorische Hüttenfoto durfte nicht fehlen. Für den Abstieg zum Schlegeis-Stausee (1790 m) boten sich zwei Varianten – zum einen auf dem Berliner Höhenweg über die Olperer-Hütte oder aber auf direktem Weg  hinunter. Nachdem die Spur zur Olperer-Hütte wieder zugeschneit war, haben wir uns für den direkten Weg entschieden. In gut zwei Stunden hatten wir die 700 Meter Abstieg bewältigt – wenigstens in diesen Stunden konnten wir uns an dem großartigen Bergpanorama erfreuen. Bis zur Busabfahrt vertilgten wir den restlichen Nusszopf und genossen den Blick auf den 4 km langen Stausee und die aufragenden Berge. Bei der Busfahrt auf der Schlegeis-Alpenstrasse über 13 km nach Ginzling ging es durch verschiedene Natursteintunnels. Auf der Terrasse des Gasthofs Alt-Ginzling ließen wir uns anschließend das Mittagessen schmecken. Vor der Rückfahrt gab Gerhard noch einen kurzen Rückblick auf diese besondere Tour und Silvia Armborst bedankte sich bei Gerhard für seine Vorabeiten und die Führung an den Wandertagen. Wir alle schließen uns diesem Dank an und haben auch großes Verständnis und Mitgefühl für seine grossen Anstrengungen und besonderen  Herausforderungen, die er als Führungsverantwortlicher insbesondere am Montag meistern musste. Wir alle hoffen, dass uns so extreme Wetterbedingungen bei künftigen Wanderungen erspart bleiben. Nach sicherer Autofahrt – dafür auch nochmals ein Dankeschön an Rainer und Robert – kamen wir gegen 20 Uhr in Engstlatt an. Im „Schwanen“ fand dann unsere zwangsweise abgekürzte Wanderwoche bei Maultaschen bzw. Pfifferlingen oder Wurstsalat ihren Abschluß.

                                                           Gehzeit:    2 Stunden

                                                           Abstieg:    700 m

                                                                                                          (E.M.)

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